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Berlin-Reinickendorf (Ortsteil Lübars)

Vorher-Nachher

Ökologische Umgestaltung

Die Ausgangssituation

Im Sommer 2018 befanden sich auf der ausgewählten Modellfläche der Baugenossenschaft "Freie Scholle" zu Berlin eG in Lübars weiträumige einheitliche Flächen mit nur wenigen naturnahen Strukturen. Dennoch zeigte sich bereits durch erste Begehungen und Bestandsaufnahmen, welches große Potenzial in der Anlage steckt. Insgesamt sollen hier knapp 2.000 m² Fläche umgestaltet werden.

Ökologische Aufwertung der Fläche

Die Planung

Auf den 2.000 m² der Berliner Modellfläche im Norden der Stadt sollen neben zehn Schattenbeeten, großzügige Sonnenbeete in die Fläche integriert werden, außerdem Sedumflächen (Dickblattgewächse), Blumenrasen, eine Eidechsenburg, zahlreiche Nisthilfen, Hügelbeete mit Trockenmauer und auch größere Heidepflanzungen. Eine Abmagerung des Bodens soll hier (wie auch auf den anderen Modellflächen) konkurrenzschwächere heimische Wildpflanzen begünstigen.

Die Umgestaltung

Zur Vorbereitung der Flächen wurde teilweise Oberboden abgeschoben und Teile des alten Bestandes mit geringem ökologischem Wert aus den Beeten entfernt. Neue Substrate, Strukturen mit Stein und Holz, Stauden- und Gehölzpflanzungen, Ansaaten mit heimischen Wildblumen und einige Tausend Frühjahrsblüher prägen das neue Bild der Außenlage. Zudem entstand eine Eidechsenburg und es wurden verschiedene Nisthilfen für Vögel, Fledermäuse und Wildbienen installiert. Die Baumaßnahmen dauerten von Herbst 2018 bis zum Frühjahr 2019.

Hier geht´s zur Pflanzliste

Das Ergebnis

Auf der Fläche wurden alle Hauseingangsbeete mit neuem Substrat versehen und bepflanzt. zudem ist ein „Treffpunkt Vielfalt“ für die Mieter angelegt worden. Hier findet sich eine Trockenmauer mit angrenzendem Hochbeet, das eine geschützte Sitznische mit der schon vorhandenen Hecke bildet. Daneben wurden einige Einzelbeete auf der Fläche der ehemaligen Rasenfläche eingerichtet sowie zahlreiche Totholzstrukturen, eine Eidechsenburg, Findlinge und eine Sandlinse für Wildbienen geschaffen. Neben Schatten- und Sonnenbeeten sind auch Sedumflächen und Blumenrasen in die Fläche integriert worden. Ein Saum und heimische Gehölze ergänzen die vorhandene Hecke zum Spielplatz. Unterschiedliche Regio-Saatgutmischungen bilden nun eine farbenfrohe Blühkulisse.

Insgesamt 7.000 Frühjahrsblüher, 5.000 heimische Stauden, etwa 100 Gehölze und diverse Einsaaten mit Regiosaatgut machen aus der ehemaligen einheitlich grünen Flächen, ein Blütenparadies für Wildbienen & Co. Auch den Mietern gefällt´s, was sich auch durch ihr Engagement in der Flächenpflege bemerkbar macht.

Impressionen von der Modellfläche
Pflegemaßnahmen auf der Fläche

In der Pflege unterscheidet man zwischen der Entwicklungspflege (etwa 2 bis 3 Jahre nach der Anlage des Gartens) und der Dauerpflege (ab dem dritten Jahr). Während der Entwicklungspflege werden neben den Maßnahmen der Dauerpflege zwei- bis dreimal pro Jahr unerwünschte Pflanzen entfernt. Im Rahmen der Dauerpflege wird der Fortbestand der einzelnen Gartenelemente gesichert, Rasen und Wiesen werden gemäht und Stauden und Sträucher zurückgeschnitten.

Da sich die Pflege naturnaher Flächen von der konventionellen Grünflächenpflege unterscheidet, beinhaltet das Projekt auch spezielle Schulungen für Gartendienstleistende. Gemeinsam mit Fachberaterinnen und Fachberatern werden Pflegeworkshops mit theoretischen und praktischen Inhalten auf den jeweiligen Modellflächen durchgeführt.

Begleitende Kommunikationsformate für Genossenschaften

Die Infoveranstaltungen

Im Frühjahr 2018 fand die Informationsveranstaltung mit den Mieterinnen und Mietern sowie Vorständen der Baugenossenschaft „Freie Scholle“ eG zur Modellfläche in Berlin-Lübars statt. Unter großem Interesse wurde das Konzept für die ab Herbst 2018 laufenden Umgestaltungen vorgestellt. Der Einladung folgten über 30 Mieterinnen und Mieter.

Die Einweihung

Das Gartenfest mit Mietern, Vertretern der Genossenschaft und Beteiligten des Projektes war, trotz Temperaturen über 30 °C, ein gelungener Abschluss der Umgestaltung. Etwa 40 Personen fanden sich ein, um die 2.000 m² der Modellfläche im nördlichen Berlin-Lübars feierlich zu eröffnen. Um weitere Auskünfte über die Fläche zu ermöglichen, wurden auch die neuen Infotafeln eingeweiht. Diese beschreiben das Projekt, erklären die Zusammenhänge von Strukturen wie Lesesteinen und Totholz für die Artenvielfalt und beschreiben die Bedeutung von heimischen Gehölzen und Stauden als Lebensgrundlage für die Tierwelt. Besonders erfreulich ist, dass bereits angrenzende Grünflächen durch die Mieter in blüten- und strukturreiche Flächen umgestaltet wurden. Die Idee naturnahe und artenreiche Flächen im städtischen Raum erblühen zu lassen trägt bereits erste Früchte in der Anwohnerschaft.

Die Informationstafeln

Naturgarten-Training für Gartendienstleistende der "Freien Scholle"

Pflegeseminare für die Gartendienstleister der Freien Scholle

Auf der Modellfläche fanden unter Leitung der Stiftung für Mensch und Umwelt und externer Berater mehrere Pflegeworkshops statt. Auf der umgestalteten Fläche kam es stest zu einem regen Austausch der Projektverantwortlichen und der Gartendienstleistenden. Welche Unterschiede gibt es in der Pflege beim Naturgärtnern im Vergleich zur herkömmlichen Grünflächenpflege? Wie steht es um die Akzeptanz der Gartendienstleistenden für die Modellfläche? Diese und weitere Themen wurden zunächst in einem Theorieteil besprochen. Die Flächenverantwortlichen haben zudem ein informatives und praxisorientiertes Skript ausgehändigt bekommen. Im Anschluss folgten gemeinschaftliche Pflegeeinsätze. In diesen wird die Entwicklungspflege der umgestalteten Flächen gesichert, bevor sie, im Rahmen der Dauerpflege, komplett in die Hände der Gartendienstleistenden gelegt wird.

Naturräumliches Potenzial - Umgebung der Modellfläche
FFH-Gebiet Tegeler Fließ (Foto: Joy-of-Nature)

Eine der eindrucksvollsten Naturlandschaften Berlins befindet sich entlang der Ufer des Tegeler Fließes. Hier gibt es neben einer reichhaltigen Vogelfauna – mit Neuntöter (Lanius collurio), Schwarzmilan (Milvus migrans), Wachtelkönig (Crex crex) und vielen weiteren Arten – auch bedeutsame Areale für die Berliner Insektenwelt. Neben zahlreichen Wildbienen-, Wespen- und Schwebfliegenarten fasziniert die große Artenzahl von Schmetterlingen. Bedrohte Arten wie das Steinklee-Widderchen, Birken-Gabelschwanz (Furcula bicuspis) und sogar die in Berlin verschollene Seladoneule (Moma alpium) sind hier mit etwas Glück zu entdecken. Auch viele Tagfalter lassen sich hier gut beobachten.

Hintergrundinfos: Der Bezirk Berlin-Reinickendorf, Ortsteil Lübars

Bezirk Reinickendorf
Fläche: 89,46 km² / Einwohner: 260.000 / Bevölkerungsdichte: 2.900 Einwohner/km²

Stadt Berlin
Fläche: 891,85 km² / Einwohner: 3.575.000 / Bevölkerungsdichte: 4.000 Einwohner/km²

Der im Nordwesten gelegene Bezirk Reinickendorf besteht aus insgesamt elf Ortsteilen. Etwa ein Drittel der Fläche nehmen Wald- und Grünflächen ein – urbanes Milieu und Naherholung hängen hier unmittelbar zusammen. Die artenreiche Pflanzen- und Tierwelt wird bereits im Bezirkswappen angedeutet: Der dort abgebildete Fuchs bezieht sich auf das alte Dorfsigel des mittelalterlichen Ortes „Reynkendorp“.

Die Reinickendorfer konnten naturnahe Flächen und biologische Vielfalt bewahren – dies zeigen z. B. die ausgedehnten Uferwanderwege entlang des Tegeler Sees und der Havel. Aber auch der Flughafensee bietet wertvolle Rückzugsräume für Pflanzen und Tiere. Hier gibt es ein Vogelschutzreservat, in dem bedrohte Arten wie Eisvogel (Alcedo atthis) und Flussregenpfeifer (Charadrius dubius) Zuflucht finden. Zudem haben sich hier gefährdete Insekten wie die Graue Weiden-Sandbiene (Andrena nycthemera) oder der Kiesbank-Grashüpfer (Chorthippus pullus) angesiedelt.

Im Nordwestlichen Ortsteil Heiligensee finden sich besonders schützenswerte Sandheiden und Trockenrasengesellschaften in den Baumbergen, welche zum Landschaftsschutzgebiet Tegeler Forst gehören. Hier wachsen gefährdete Pflanzenarten wie Behaarter Ginster (Genista pilosa), Gemeine Grasnelke (Armeria maritima), Graue Skabiose (Scabiosa canescens) und die Violette Schwarzwurzel (Scorzonera purpurea), welche als Zielarten des Berliner Florenschutzes eine besondere Stellung.