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Ökologisches Grünflächenmanagement

Vielfältige Strukturen stärken die biologische Vielfalt (Foto: Dominik Jentzsch)

Urbane Grünflächen bieten ein enormes Potenzial, um mosaikartige Strukturen einzurichten, die Tieren als Nischen für den Futtererwerb, die Aufzucht der Nachkommen, als Versteck oder Winterquartier dienen. Daher wird das bisherige Einheitsgrün auf den Freiflächen der im Projekt beteiligten Wohnungsbauunternehmen ökologisch aufgewertet: mit Hecken, Staudenbeeten, kleinen Wiesen, Totholz, Steinstrukturen, speziellen Nisthilfen für Wildbienen, Vogelkästen und Eidechsenburgen.

Indem man bestimmte heimische Pflanzenarten gezielt ansiedelt, finden spezialisierte Insekten wieder Nahrung. Davon profitieren weitere Tierarten wie Vögel, Igel oder Fledermäuse. Eine Faustregel besagt: Eine heimische Pflanzenart ist für mindestens 10 heimische Tierarten von Nutzen. Wegen der starken Anpassung von Tieren und Pflanzen aneinander (sogenannte Ko-Evolution, oft "Schlüssel-Schloss-Prinzip“ genannt) pflanzen wir auf den Projektflächen (fast) ausschließlich heimische Stauden und Gehölze.

Kriterien eines ökologischen Grünflächenmanagements

Ökologisches Grünflächenmanagement zielt auf die naturnahe Gestaltung und Pflege von Grünflächen, hat aber auch den notwendigen Pflegeaufwand (und damit die Pflegekosten) im Blick, der nicht größer oder kostenintensiver ist als bei der herkömmlichen Pflege von Grünflächen. Die folgenden Kriterien sind für das ökologische Grünflächenmanagement wesentlich.

Heimische Pflanzen wie der Besenginster sind angepasst an ihre Umgebung (Foto: Didgeman)

Etablierung und Pflege gebietseigener Blühpflanzen

Für die naturnahe Gestaltung von Flächen werden heimische, wenn möglich gebietsheimische Stauden, Gehölze sowie (gebiets-)heimisches Saatgut ausgewählt. Gebietseigene (autochthone) Pflanzen haben sich in einem bestimmten Naturraum über einen langen Zeitraum in vielfacher Generationenfolge vermehrt, wodurch sie sich lokal angepasst haben. Die Auswahl der verwendeten Pflanzen berücksichtigt somit auch die vor Ort bestehenden Klima-, Boden- und Nährstoffverhältnisse. Trockenverträglichkeit, Anzucht im Freiland und kurze Lieferwege sind weitere Vorteile gebietseigener Blühpflanzen. So lassen sich der Aufwand für die weitere Pflege und damit u. a. die CO2-Bilanz verbessern und die Pflegekosten senken.

Ergänzend und in Anlehnung an die jeweiligen Biodiversitätsstrategien der Bundesländer wird versucht, die dort genannten Zielarten (Tiere und Pflanzen) besonders zu berücksichtigen.

Schaffung von Strukturen für Wildtiere

Das Angebot an verschiedenen Strukturen –  z. B. Totholz, Lesesteinhaufen, Trockenmauern, Sträucher, Hecken, Teiche, Wasserstellen – schafft für Wildtiere Lebensräume, Nistmöglichkeiten, sichere Rückzugsorte, Nahrungsangebote und Überwinterungsmöglichkeiten.

Es gilt Nützlinge zu befördern (Foto Ron Berg)

Verzicht auf Pestizide

Der Einsatz gebietseigener Pflanzen reduziert abiotische Schadfaktoren (z. B. Stress durch zu wenig bzw. zu viel Licht oder Wasser, Mangelernährung durch abweichenden pH-Wert des Bodens) und biotische Schadfaktoren (z. B. Befall durch Schädlinge aufgrund von Schwächung der Pflanze). Biotische Schadfaktoren durch Schädlinge lassen sich zudem senken, indem man Lebensräume für Nützlinge schafft – dadurch kann sich ein natürliches Gleichgewicht zwischen Nützlingen und Schädlingen einstellen. Beispielsweise kann ein Befall mit Blattläusen mithilfe von Marienkäfern –  den natürlichen Gegenspielern der Pflanzensauger – kompensiert werden. 100 bis 150 Blattläuse täglich frisst allein der bekannte Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella septempunctata). In der Folge kann und muss man auf Pestizide verzichten, da sonst das natürliche Gleichgewicht bedroht ist.

Auch die belebte Bodenwelt muss gestärkt werden (catarina132)

Verzicht auf mineralischen Dünger

Die Bodenverhältnisse, die man bei der Pflanzenauswahl berücksichtigen muss, umfassen u. a. auch die Verfügbarkeit von Nährstoffen. Eine passende Pflanzenauswahl fördert eine geschlossene Bodendecke und die Bodenlebewelt. Wird Mulch verwendet und organisches Material auf der Bodenoberfläche belassen, begünstig dies langfristig den Aufbau von Dauerhumus und damit die Bereitstellung pflanzenverfügbarer Nährstoffe. Das Ziel ist ein verbesserter Nährstoffkreislauf, wobei der Einsatz von Düngemitteln nicht notwendig ist. Dies wäre sogar schädlich, da Dünger das Gleichgewicht innerhalb der Pflanzengesellschaften zugunsten konkurrenzstarker Pflanzen fördern würde und somit die biologische Vielfalt mindert.

Angepasste Mähzeiten und -Mahdhäufigkeit

Wiesen- und Rasenflächen werden hinsichtlich Häufigkeit und Zeitpunkt standortangepasst und mit Rücksichtnahme auf die Tierwelt gemäht (max. 1 – 3 Mal pro Jahr). Im Berliner Raum ist eine erste Mahd Ende Juli/Anfang August sinnvoller als schon Ende Juni – das Klima ist hier kontinentaler als in westlichen Landesteilen der Republik, was die Blütezeit beeinflusst. Nach der Mahd wird das Mähgut abgetragen, damit die darin gespeicherten Nährstoffe nicht zurückgeführt werden. Bei großen Wiesenflächen wird stets nur die Hälfte zu einem Zeitpunkt gemäht.

Wasser bedeutet Leben (Foto: qimono)

Gärtnern mit wenig Wasser

Die Pflanzungen sollen nicht zusätzlich bewässert werden – der am Standort fallende Niederschlag sollte im Normalfall reichen. Durch die Beurteilung der Verhältnisse vor Ort werden Pflanzen ausgewählt, die an die klimatischen Bedingungen und die Wasserspeicherkapazitäten des Bodens angepasst  sind. Zudem wirkt eine möglichst geschlossene Bodendecke der Verdunstung von Wasser aus dem Boden stark entgegen (auch mithilfe von Aussaaten zwischen den Stauden). Eine zusätzliche Bewässerung – möglichst mit Regenwasser – ist nur bei extremer Trockenheit vorgesehen. Dies schont Ressourcen und spart Pflegekosten. Nährstoff- und Stickstoffverlagerungen und der Eintrag von Giftstoffen ins Grundwasser lassen sich vermindern, indem man den Humusanteil und dessen Puffereigenschaften (bindet Schadstoffe) im Boden natürlich födert und auf zusätzliches Bewässern, Kunstdünger und Pestizide verzichtet.