Teilprojekt: Naturnahes Grünflächenmosaik
In diesem Teilprojekt von >>Treffpunkt Vielfalt<< werden verschiedenartige, naturfern gestaltete Grünflächentypen (wie z.B. kurz gehaltene Rasenflächen, Hintergärten, Müll- und Radstellplatz u.a.m.) mithilfe heimischer Blühpflanzen nach naturnahen und ästhetischen Gesichtspunkten umgestaltet.
An insgesamt fünf Standorten von drei Berliner Wohnungsbaugenossenschaften werden Staudenbeete, Blumenwiesen und Hecken angelegt. Daneben bereichern Gartenstrukturen wie Trockenmauern, Totholz, Lesesteine sowie Nisthilfen für Wildbienen, Vögel, Igel und Fledermäuse die neu aufblühenden Außenflächen. Die Umsetzung wird durch einen Naturgartenfachbetrieb realisiert. In dem Berliner Modellvorhaben werden mindestens 6.000 Quadratmeter Fläche in vier Stadtbezirken ökologisch aufgewertet.
Ziel dieses Teilprojektes ist es, Akzeptanz und Verständnis für die naturnahe Gestaltung und Pflege der Außenanlagen bei der Mieterschaft, den Vorständen der Wohnungsunternehmen und Gartendienstleistungsbetrieben zu verbessern. Durch gelungen Umsetzungsbeispiele sollen andere Wohnungsunternehmen zur eigenständigen Umsetzung angeregt werden. Dazu werden Infoveranstaltungen vor Ort und Weiterbildungsseminare durchgeführt sowie ein Handlungsleitfaden erstellt.
Überblick Projektverlauf
Im Verlauf des Projektes gibt es unterschiedliche Phasen und Veranstaltungen. Sie alle fördern auf ihre Weise die Akzeptanz des ökologischen Grünkonzepts:
- Informationsveranstaltungen für Führungskräfte und Anwohnerschaft
- Planungs- und Konzeptentwurf
- Sozialempirische Erhebungen
- Umgestaltung der Modellflächen
- Fortbildungsseminare für Gartendienstleistende
- Monitoring der Wildbienen- und Tagfalterfauna
- Mieterfeste zur Einweihung der neuen Modellflächen
Nachfolgend werden die Berliner Wohnungsbaugenossenschaften und ihre Modellflächen vorgestellt.
Charlottenburger Baugenossenschaft eG
Die Charlottenburger Baugenossenschaft eG ist eines der großen Wohnungsunternehmen der Hauptstadt. Eines mit über hundertjähriger Tradition - und mit einer spannenden und bewegten Historie!
Das Gründungsdatum der "Charlotte", wie die Genossenschaft von Ihren Mitgliedern und Freunden genannt wird, fällt auf den 8. Februar 1907.
Charlottenburg war Anfang des 20.Jhd. noch eine eigenständige Stadt. In starkem Kontrast zu großbürgerlicher urbaner Eleganz am Kurfürstendamm standen Wohnverhältnisse, wie sie aus heutiger Sicht kaum mehr vorstellbar sind. Eine Zeit, die wir heute mit dem Begriff "Mietskasernen" verbinden. Mehrgeschosser mit einem Labyrinth von Hinterhöfen beherbergten Großfamilien in Kleinstwohnungen. Hier war es dunkel, unhygienisch - elend.
Heinrich Zille (1858 - 1929), Berlins berühmter Maler, hat dieses "Miljöh" mit spitzem Zeichenstift authentisch zu Papier gebracht - unschätzbare Dokumente aus den Anfängen des Sozialen Wohnungsbaus. Zille soll seinerzeit gesagt haben, "dass man einen Menschen mit einer Wohnung ebenso erschlagen kann wie mit einer Axt!".
Die Gründer der Charlottenburger Baugenossenschaft eG wollten die beschriebenen Missstände nicht länger als gegeben hinnehmen. Ziel war, das Wohnungselend endlich zu lindern. Vordringlichste Aufgabe, ein menschenwürdiges Umfeld auch für diejenigen zu schaffen, deren finanzielle Mittel beschränkt - wenn überhaupt vorhanden - sind. Gute Wohnungsqualität zu bezahlbaren Preisen - so lautete das Credo.
Wenngleich an Neubauprojekte im Gründungsjahr noch nicht zu denken war, zeigte die Genossenschaft Stärken in der Mitgliederwerbung. Ende 1907 freuten sich die Verantwortlichen über 572 Mitglieder. Und als 1909 an der Eosanderstraße 4 die ersten Mitglieder in den ersten Neubau der "Charlotte" einzogen - in 59 helle und gesunde Wohnungen -, war das Unternehmen endgültig auf der Erfolgsspur.
Über 100 Jahre Unternehmensgeschichte liegen nunmehr hinter der "Charlotte" - eine alte Dame, die viel erlebt hat: Kaiserreich, Weimarer Republik, Nazi-Diktatur, Kriege, Zerstörung, Wirtschaftswunder, Mauerbau, Wiedervereinigung und jede Menge mehr.
Aus 572 Mitgliedern und null Wohnungen Ende 1907 sind heute 13.500 Mitglieder und rund 8.300 Mieteinheiten erwachsen (Stand 12/2017). Wohnungen der "Charlotte" findet man mittlerweile nicht nur im namensgebenden Stadtteil Charlottenburg, sondern auch in Adlershof, Spandau, Siemensstadt, Charlottenburg-Nord, Reinickendorf, Wilmersdorf, Steglitz und Weißensee.
Eines ist jedoch geblieben - und darauf legt die "Charlotte" großen Wert: „Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt“. Damals wie heute bedeutete der Erwerb eines Genossenschaftsanteils, dass jedes Mitglied sich auf eine starke Gemeinschaft verlassen kann. Viele Mitglieder engagieren sich uneigennützig für die genossenschaftliche Familie - ein gelebtes Füreinander und Miteinander. Eine soziale Nachbarschaft - generationenübergreifend und ohne interkulturelle Hürden.
Reinickendorf - im Nordwesten Berlins
Der im Nordwesten gelegene Bezirk Reinickendorf besteht aus insgesamt elf Ortsteilen. Etwa ein Drittel der Fläche des Bezirks nehmen Wald- und Grünflächen ein. Daher gehen hier urbanes Milieu und Naherholung unmittelbar einher. Die artenreiche Pflanz- und Tierwelt wird bereits im Wappen angedeutete. Der dort abgebildete Fuchs bezieht sich auf das alte Dorfsigel des mittelalterlichen Ortes “Reynkendorp“. Naturnahe Flächen und biologische Vielfalt konnten sich die Reinickendorfer bewahren. Die ausgedehnten Uferwanderwege entlang des Tegeler Sees und der Havel sind dafür dankbare Belege. Aber auch der Flughafensee bietet wertvolle Rückzugsräume für Flora und Fauna. Hier befindet sich ein Vogelschutzreservat in dem bedrohte Arten wie Eisvogel (Alcedo atthis) und Flussregenpfeifer (Charadrius dubius) Zuflucht finden. Aber auch gefährdete Insekten wie die Graue Weiden-Sandbiene (Andrena nycthemera) oder der Kiesbank-Grashüpfer (Chorthippus pullus) haben sich hier angesiedelt. Im Nordwestlichen Ortsteil Heiligensee finden sich zudem besonders schützenswerte Sandheiden und Trockenrasengesellschaften in den Baumbergen, welche zum Landschaftsschutzgebiet Tegeler Forst gehören. Hier wachsen gefährdete Pflanzenarten wie Behaarter Ginster (Genista pilosa), Gemeine Grasnelke (Armeria maritima), Graue Skabiose (Scabiosa canescens) und die Violette Schwarzwurzel (Scorzonera purpurea) welche als Zielarten des Berliner Florenschutzes besondere Stellung einnehmen.
Bezirk Reinickendorf: Fläche - 89,46 qkm / Einwohner: 260.000 / Bevölkerungsdichte - 2909 Einwohner/qkm
Stadt Berlin: Fläche - 891,85 qkm / Einwohner 3.575.000 / Bevölkerungsdichte - 4009 Einwohner/ qkm
Naturräumliches Potential der Modellfläche
Neben der stark städtischen Prägung finden sich im Umfeld der Modellfläche auch einige wertvolle Grünflächen für wandernde Tierarten. Hervorzuheben ist dabei die lediglich 350 m östlich entfernte Kleingartenanalage. Deren nördlich angrenzendes Areal des Lienemannbeckens und die südlich des Kleingartens befindlichen Grünanlagen, rund um die Segenskirche, bieten Potentiale für Verbindungsflächen mit der naturnahen Modellfläche. Auch im Westen der Modellfläche findet sich, in einer Entfernung von 600 m, eine Kleingartenanlage. Im Osten, mit einer Distanz von 900 m, finden sich mehrere Friedhöfe mit einer Gesamtausdehnung von etwa 40 ha. Bei einer entsprechenden naturnahen Gestaltung können Friedhöfe äußerst attraktive Lebensräume für Pflanzen und Tiere bieten. Das im Rahmen der UN Dekade biologische Vielfalt ausgezeichnete Projekt “Biodiversität auf kirchlichen Friedhöfen“ belegt dies eindrucksvoll.
Einer der grünen Hauptwege Berlins, der Heiligenseer Weg mit einer Gesamtlänge von 24 km, verläuft nur 600 m südlich der Modellfläche. Unmittelbar daran anschließend sind auch Tegeler Flugfeld und der Flughafensee zu finden. Diese Flächen bieten dabei, durch mangelnde grüne Verbindungsflächen, nur bedingt das Potential für einwandernde Tierarten.
Eine der eindrucksvollsten Naturlandschaft Berlins findet sich entlang der Ufer des Tegeler Fließes. Hier finden sich neben einer reichhaltigen Vogelfauna mit Neuntöter (Lanius collurio), Schwarzmilan (Milvus migrans), Wachtelkönig (Crex crex) und vielen weiteren auch bedeutsame Areale für die Berliner Insektenwelt. Neben zahlreichen Wildbienen-, Wespen- und Schwebfliegenarten erstaunt die fasziniernd große Artenzahl von Schmetterlingen. Bedrohte Arten wie das Steinklee-Widderchen, Birken-Gabelschwanz (Furcula bicuspis) und sogar die in Berlin verschollene Seladoneule (Moma alpium) sind hier mit etwas Glück zu entdecken. Auch die Mannigfaltigkeit der Tagfalter lässt den Betrachter staunen. Im nördlichen Berlin, an der Grenze zu Brandenburg, verläuft das Tegeler Fließ durch den Reinickendorfer Ortsteil Lübars.
Die Ausgangssituation
Die Grünanlage der Modellfläche ist im Spätsommer 2017 bestimmt durch eine Reihenpflanzung von Kugelahorn (Acer platanoides `Globosum`) und einer weitläufigen Rasenfläche mit dichten Polstern vom Scharfem Mauerpfeffer (Sedum acre). Dazu finden sich angrenzend Strukturen mit Gemeinem Liguster (Ligustrum vulgare), Forsythie (Forsythia x intermedia), Gemeines Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus) und weiteren typischen Pflanzenvertretern des städtischen Wohnungsbaus. Aufgrund der Arten- und Strukturarmut auf der Fläche können sich hier kaum Tiere ansiedeln.
Die Planung
Auf der Grünfläche soll es arten- und strukturreicher werden!
Dazu wurde ein Inselkonzept mit unterschiedlich großen Flächen entwickelt, welches eine natürliche Zuwegung ergibt. Neben einer Verdichtung mit Vogelgehölzen, werden Einzelbäume und Hecken gepflanzt und durch Vogelnistplätze und Totholzhaufen ökologisch aufgewertet. Fruchtgehölze und Zwischenpflanzungen mit Beeren sowie Unterpflanzungen entlang der bestehenden Bäume sollen in unregelmäßigen Abständen zur Verdichtung beitragen.
Eine große Blühwiese für ein extensives Pflegekonzept mit angrenzender Sitzmöglichkeit sowie ein Steingarten mit Lersesteinhaufen sollen entstehen. Durch modellierte Hügel mit teils umfassenden Trockenmauern und vielfältigen Blühaspekten bietet sich ein strukturreicher Lebensraum.
Die Umgestaltung
Vom Herbst 2017 bis in das späte Frühjahr 2018 liefen die Umgestaltungen auf der Modellfläche in Reinickendorf.
Baugenossenschaft „Freie Scholle“ zu Berlin eG
Die Freie Scholle wurde 1895 von Gustav Lilienthal gegründet, dem Bruder des berühmten Flugpioniers Otto Lilienthal, weit vor den Toren Berlins – auf freier Flur am Tegeler Fließ in der Nähe des Steinbergparks. In Eigenarbeit bauten die Baugenossen in der heutigen Egidystraße Zweifamilienhäuser, von denen heute noch große Teile vorhanden sind. 1920 erweiterte der Architekt Bruno Taut die Siedlung unter anderem um den Schollenhof (ehemals: Lilienthalhof). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die im Krieg in der Egidystraße zerstörten Häuser durch Mehrfamilienhäuser im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus ersetzt. Zudem errichtete die Genossenschaft ab den 1960er Jahren weitere Siedlungen in Lübars, Alt-Wittenau (Alt-Wittenau und Rosentreterpromenade) und 1995 am Waidmannsluster Damm Ecke Ziekowstraße.
Große Teile der ursprünglichen Siedlung Freie Scholle stehen als Gebäudeensemble unter Denkmalschutz.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Häuser verputzt und sind damit grau. Einige Häuser der Egidystraße sind im Zuge des Denkmalschutzes gelb gestrichen worden. Die Häuser der 1920er Jahre sind hingegen farbig gestaltet und haben nach Bruno Tauts Vorstellungen je nach Lichteinfall unterschiedliche Farben.
Der Vorstand der Freien Scholle hat es sich zur Aufgabe gemacht, nachdem 1988 die Siedlung unter Denkmalschutz gestellt wurde, nach und nach die Straßenzüge in ihrer ursprünglichen Art zu gestalten. Die derzeitigen Vorstandsmitglieder sind Hans-Jürgen Hube und Michael Schulze.
Die Freie Scholle zeichnet sich durch eine ruhige, beschauliche Atmosphäre aus, die auch durch den besonderen Wohnstil erreicht wird. Alle Gebäude sind flach gehalten und bestehen überwiegend aus nur zwei Etagen. Da die ursprüngliche Siedlung Freie Scholle von Steinbergpark und Fließtal eingerahmt wird, gilt sie im Sprachgebrauch der Nordberliner auch als „Die Siedlung im Grünen“.
30 Mitarbeiter
Die Freie Scholle hat derzeit über 4500 Mitglieder, und verwaltet knapp 1500 Mieteinheiten besitzt. Das Besondere an der Genossenschaft ist der aus etwa 30 Personen bestehende Beirat, ein ehrenamtliches Gremium, das sich zum Ziel gesetzt hat, durch verschiedene Aktivitäten, ein gutnachbarschaftliches Verhältnis der Schollaner zu fördern und gleichzeitig die Qualität des Wohnumfeldes zu verbessern.
Die Beiratsmitglieder organisieren verschiedene Veranstaltungen, die bekannteste ist dabei das jährliche Schollenfest (immer Ende August oder Anfang September), aber auch Veranstaltungen für Jung und Alt. Der Beirat ist 2004 mit dem Silbertaler des Bezirks Reinickendorf für seine ehrenamtliche Arbeit ausgezeichnet worden.
Einmal im Jahr werden die Schollaner zu einem Informationsabend in ihrer Siedlung eingeladen, um sowohl vom Beirat, als auch vom Vorstand Aktuelles aus ihrer Genossenschaft zu erfahren.
Die Genossenschaft hat zwei Logos: Ein Haus mit rotem Dach im grünen Kreis ist das Gründungslogo, das bis 1995 Bestand hatte. Das aktuelle Logo zeigt zwei sich umarmende Häuser auf grünem Rasen. Dieses Logo spiegelt das Motto wider: „Miteinander wohnen“.
Die Genossenschaft pflegt Kooperationen zur Arbeiterwohlfahrt (AWO) mit einer Seniorenfreizeitstätte und einer Kindertagesstätte, zur Paul-Löbe-Oberschule (Praktikumsplätze, Garagentorkunst) und zum Naturschutzbund Deutschland (NABU).
Aufgrund des Genossenschaftsgesetzes musste zum 1. Juli 2011 das Wort „gemeinnützig“ im Namen entfallen, die Baugenossenschaft verfolgt laut Satzung weiterhin die Gemeinnützigkeit.
Reinickendorf - im Nordwesten Berlins
Der im Nordwesten gelegene Bezirk Reinickendorf besteht aus insgesamt elf Ortsteilen. Etwa ein Drittel der Fläche des Bezirks nehmen Wald- und Grünflächen ein. Daher gehen hier urbanes Milieu und Naherholung unmittelbar einher. Die artenreiche Pflanz- und Tierwelt wird bereits im Wappen angedeutete. Der dort abgebildete Fuchs bezieht sich auf das alte Dorfsigel des mittelalterlichen Ortes “Reynkendorp“. Naturnahe Flächen und biologische Vielfalt konnten sich die Reinickendorfer bewahren. Die ausgedehnten Uferwanderwege entlang des Tegeler Sees und der Havel sind dafür dankbare Belege. Aber auch der Flughafensee bietet wertvolle Rückzugsräume für Flora und Fauna. Hier befindet sich ein Vogelschutzreservat in dem bedrohte Arten wie Eisvogel (Alcedo atthis) und Flussregenpfeifer (Charadrius dubius) Zuflucht finden. Aber auch gefährdete Insekten wie die Graue Weiden-Sandbiene (Andrena nycthemera) oder der Kiesbank-Grashüpfer (Chorthippus pullus) haben sich hier angesiedelt. Im Nordwestlichen Ortsteil Heiligensee finden sich zudem besonders schützenswerte Sandheiden und Trockenrasengesellschaften in den Baumbergen, welche zum Landschaftsschutzgebiet Tegeler Forst gehören. Hier wachsen gefährdete Pflanzenarten wie Behaarter Ginster (Genista pilosa), Gemeine Grasnelke (Armeria maritima), Graue Skabiose (Scabiosa canescens) und die Violette Schwarzwurzel (Scorzonera purpurea) welche als Zielarten des Berliner Florenschutzes besondere Stellung einnehmen.
Bezirk Reinickendorf: Fläche - 89,46 qkm / Einwohner: 260.000 / Bevölkerungsdichte - 2909 Einwohner/qkm
Stadt Berlin: Fläche - 891,85 qkm / Einwohner 3.575.000 / Bevölkerungsdichte - 4009 Einwohner/ qkm
Naturräumliches Potential der Modellfläche
Eine der eindrucksvollsten Naturlandschaft Berlins findet sich entlang der Ufer des Tegeler Fließes. Hier finden sich neben einer reichhaltigen Vogelfauna mit Neuntöter (Lanius collurio), Schwarzmilan (Milvus migrans), Wachtelkönig (Crex crex) und vielen weiteren auch bedeutsame Areale für die Berliner Insektenwelt. Neben zahlreichen Wildbienen-, Wespen- und Schwebfliegenarten erstaunt die fasziniernd große Artenzahl von Schmetterlingen. Bedrohte Arten wie das Steinklee-Widderchen, Birken-Gabelschwanz (Furcula bicuspis) und sogar die in Berlin verschollene Seladoneule (Moma alpium) sind hier mit etwas Glück zu entdecken. Auch die Mannigfaltigkeit der Tagfalter lässt den Betrachter staunen. Im nördlichen Berlin, an der Grenze zu Brandenburg, verläuft das Tegeler Fließ durch den Reinickendorfer Ortsteil Lübars.
Die Ausgangssituation
Frühjahr 2018
Beamten-Wohnungs-Verein zu Köpenick eG (BWV)
Die Genossenschaft blickt auf eine über 100-jährige Geschichte zurück. Bereits 1908 legten 37 Beamte aus Köpenick den Grundstein für den Beamten-Wohnungs-Verein zu Köpenick eG (BWV) mit dem Ziel, in Selbsthilfe und Selbstverantwortung, bezahlbare Wohnungen zu bauen und zu bewirtschaften. 1909 konnte dann erstmals ein Grundstück erworben werden. Das erste Gebäude der Genossenschaft mit 14 Wohnungen wurde 1913 bezugsfertig und steht heute umfassend saniert in der Hämmerlingstraße 99 in Berlin-Köpenick.
Die ersten Wohnsiedlungen entstanden in den Jahren 1925–1930 in Köpenick und Schmargendorf und sind heute teilweise denkmalgeschützt. Die Teilung Deutschlands und Berlins 1949 hatte wirtschaftliche Auswirkungen für den BWV, der mit seinem Hauptsitz in Ostberlin auch Wohnungsbestand im Westteil von Berlin besaß. Die Nachkriegsereignisse führten zu einer Teilung der Genossenschaft.
Die Häuser im östlichen Teil von Berlin wurden bis zur Wende durch die staatliche Kommunale Wohnungsverwaltung treuhänderisch verwaltet. Im Westteil der Stadt konnte die Genossenschaft ihren Bestand in Schmargendorf und Moabit seit 1951 wieder selbst verwalten. In den 50er und 60er Jahren erweiterte der BWV seinen Bestand in den Bezirken Schmargendorf, Charlottenburg, Tempelhof und Steglitz. Nach modernen städtebaulichen Entwürfen baute die Genossenschaft die Großsiedlung in Marienfelde in den 70er Jahren. Kleinere Baumaßnahmen erfolgten in den 80 bzw. 90er Jahren in Lichterfelde und in Schöneiche bei Berlin.
1992 konnte die Genossenschaft schließlich wieder vereinigt werden. Der Köpenicker Bestand mit 1.800 Wohnungen wurde in acht Jahren umfassend saniert und eine Zweigstelle eröffnet. Seit 1996 befindet sich die Hauptgeschäftsstelle in einem neuen Büro- und Wohnhaus in Berlin-Marienfelde.
Mit über 5.350 Wohnungen gehört der BWV zu Köpenick heute zu den großen Berliner Wohnungsbaugenossenschaften und sorgt für sichere und umweltschonende Wohnbedingungen für seine knapp 10.500 Mitglieder (Stand 12/2016). Die energetische Sanierung des Bestandes sowie Maßnahmen zum barrierearmen Wohnen nehmen hierbei einen breiten Raum ein. Die Erweiterung des Wohnungsangebotes durch Neubau erfolgt auf der Grundlage von modernen Wohnkonzepten. Das gemeinsame Ziel ist ein nachhaltiges Wachstum, das eine dauerhaft tragfähige Grundlage auch für kommende Generationen darstellt.
Neukölln und sein Ortsteil Britz im Süden Berlins
Der dem Berliner Bezirk Neukölln zugeordnete Ortsteil Britz findet sich im Süden der Metropole. In diesem bunten Bezirk leben über 323.000 Einwohner aus aller Welt. Neben seiner multikulturellen Vielfalt, finden sich auch viele grüne Oasen, mit gelebter Naherholungsfunktion. Dabei dienen diese oftmals auch als wesentliche Lebensräume für Flora und Fauna. Nicht nur das in einen Park umgewandelte ehemalige Tempelhofer Flugfeld, sondern auch der Britzer Garten sind wichtige Kernflächen für den Biotopverbund Berlins. Andere Rückzugsräume für die heimische Tier- und Pflanzenwelt bieten etwa Rudower Fließ, Hasenheide sowie Maybachufer und Landwehrkanal. Insbesondere das ehemalige Flugfeld Tempelhof repräsentiert einen wichtigen Refugienraum für auf Offenland angewiesene Tierarten. Östliche Felsen-Mauerbiene (Osmia mustelina), Heidegrashüpfer (Stenobothrus lineatus), Schwalbenschwanz (Papilio machaon) oder Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe) sind nur wenige Beispiele der Vielgestaltigkeit des geschichtsträchtigen Areals. Die eiszeitlichen Pfuhle und zahlreichen Parks und Friedhöfe in Neukölln sind weitere wertvolle Biotope, mitten in Berlin. Der Ortsteil Britz besitzt zwar nur etwa ein Viertel der Einwohner des Ortsteils Neukölln, verfügt aber dafür über eine hohe Anzahl an Parks, Grün- und Wasserflächen.
Bezirk Neukölln: Fläche - 44,93 qkm / Einwohner: 328.000 / Bevölkerungsdichte - 7301 Einwohner/qkm
Stadt Berlin: Fläche - 891,85 qkm / Einwohner 3.575.000 / Bevölkerungsdichte - 4009 Einwohner/ qkm
Naturräumliches Potential der Modellfläche
Neben dem stark urban geprägtem Umfeld der Modellfläche, finden sich auch mehrere naturnahe Flächen mit Potential für eine Vielzahl von Lebensräumen für Säugetiere, Amphibien, Vögel und Insekten. Hervorzuheben ist dabei der direkt südöstlich angrenzende der Friedhof Buschkrugallee. Bei einer entsprechenden naturnahen Gestaltung können Friedhöfe äußerst attraktive Lebensräume für Pflanzen und Tiere bieten. Das im Rahmen der UN Dekade biologische Vielfalt ausgezeichnete Projekt “Biodiversität auf kirchlichen Friedhöfen“ belegt dies eindrucksvoll. Der Friedhof grenzt an den Uferrand des Teltowkanals, welcher in diesem Bereich eine Breite von 30 – 50m aufweist und somit ebenfalls viele Lebensräume bietet. Dieser Uferbereich ist weniger als 200m von der Modellfläche entfernt.
In einem etwas größeren Kontext betrachtet, bietet sich über den etwa 900m entfernten Park am Buschkrug die Möglichkeit von positiven Fernwirkungen durch die etwa 1,5km entfernte Kleingartenanlage Ideal III eV in Berlin Neukölln. Dieses Areal mit seinen gut 200 Parzellen nimmt knapp 7,5ha Fläche ein. Ein grüner Verbund aus Parks und Friedhöfen zieht sich, ausgehend von der Modellfläche, in südlicher und südwestlicher Richtung bis in den gut 3km entfernten Britzer Garten. Dieser knapp 100ha große Park zählt zu den größten in Berlin und beheimatet dabei über 6.500 Bäume. Das Tempelhofer Feld ist zwar lediglich 1,5 km in nordwestlicher Richtung entfernt, bietet jedoch durch mangelnde grüne Verbindungsflächen nur bedingt das Potential für einwandernde Tierarten.
Die Ausgangssituation
Das Wohnhaus im Norden von Britz verfügt über eine Wohnfläche von knapp 3.500 qm und beinhaltet 65 Wohnungen. Das 1931 errichtete Gebäude befindet sich nur knappe fünf Autominuten von der zur gleichen Zeit erbauten denkmalgeschützten Hufeisensiedlung, welche seit 2008 zum UNESCO Welterbe zählt. Die etwa 100 Mieter des Gebäudekomplexes blicken in westlicher Richtung auf die 3-geteilte Modellfläche.
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